... newer stories
Montag, 16. März 2020
covid-corona-blog #1
diegolego, 05:38h
Ich kann es selbst nicht mehr hören bzw. lesen. Das Thema Corona Virus bzw. Krise beherrscht alle Medien. Irgendwo hat ein Historiker argumentiert, es sei ein Ereignis historischen Ausmaßes und man solle ein Tagebuch führen, um die Geschehnisse festzuhalten. Das finde ich sinnvoll und will in dieser Serie ein paar Gedanken niederschreiben.
Mich erinnert die Situation an eine Kombination aus Weihnachten, Y2k und SoFi. Weihnachten, weil alle einkaufen und es sonst eher ruhig wird. Y2k, weil eine Katastrophe droht, man aber nicht weiß welchen Ausmaßes. SoFi, weil die Situation an eine Massenhysterie erinnert.
Ich will zunächst ein paar positive Dinge nennen.
- In den sozialen Medien lese ich viel vernünftige Sachen unter den Tags #FlattenTheCurve #SocialDistancing #StayAtHome #Nachbarschaftshilfe. Die Idee ist, daß man seine physischen, sozialen Kontakte drosseln soll, um dadurch die Ansteckungen zu minimieren. Es geht darum, die Welle der Erkrankungen flach zu halten, damit das Gesundheitssystem damit fertig wird. Man soll also zuhause bleiben. Neuerdings wird das aber relativiert - man soll sich in seiner Nachbarschaft gegenseitig helfen, aber nur einem kleinen Kreis und nicht jeder jedem.
- Für meine Klimawandelkollegen ist das eine Art Reality Check. Offensichtlich gibt es noch andere Gefahren für die Menschheit als den Klimawandel. In letzter Zeit haben Greta&Co so viel Aufmerksamkeit a la Fridays for Future erhalten, daß man jetzt die letzten Zuckungen beobachten kann. Sie versuchen zu argumentieren, daß man beim Klimawandel ähnlich resolut vorgehen soll, wie bei dieser Krise. Versteht mich nicht falsch - den Klimawandel gibt es und er wird schwere Folgen haben. Aber es gibt eben noch andere Risiken (es ist nicht alles Klimawandel) und jetzt beobachten wir, wie praktisch von einem Tag auf den anderen der gesamte Globus von einer Krise getroffen wird, mit allem Drum und Dran (Tote und Rezession, respectively).
- Mein Laden hat sich immer gegen Homeoffice gewehrt, jetzt ist es verpflichtend.
- Wir sollten die Zeit nutzen, um endlich mal etwas zu schaffen. Aus einer Not, eine Tugend machen. Die Ruhe produktiv nutzen.
- Fußball-Spiele werden abgesagt. Es wird diskutiert die bevorstehende EM zu verschieben.
Dann will ich noch etwas zu unserer Situation sagen. Wir sind seit fast einem halben Jahr in den USA. Wir haben seit Wochen befürchtet, daß das Virus in Europa bzw. Deutschland grassieren würde und die USA Einreisen unterbinden würden. Das ist jetzt tatsächlich eingetreten (was eine offensichtliche politische Note hat). Da wir hier Einkommen und Wohnung haben, und bei einer Ausreise wahrscheinlich nicht so bald zurückkehren können, planen wir hier zu bleiben. Allerdings beginnen Länder in Europa damit, ihre Grenzen gänzlich zu schließen bzw. ihre Landsleute zur Rückkehr aufzufordern. So daß wir nicht wissen, wie es weitergeht.
Mit unserem fast einjährigen Sohn haben wir dieses Wochenende das Leben in Isolation begonnen (vorher waren wir natürlich auch schon vorsichtig). Es stellt eine zusätzliche Herausforderung dar, weil er unterhalten werden will und man nicht den ganzen Tag zuhause bleiben kann. Auf dem Spielplatz läuft man Gefahr, anderen Leuten zu begegnen. Wir fragen uns auch, wer ihn aufnehmen kann, sollten wir beide schwer erkranken.
Unterdessen gibt es seit gestern an der Uni den ersten bestätigten Fall. Es handelt sich um eine(n) Graduate Student, der/die aber nicht auf dem Campus lebt. Jedenfalls betreibt die Uni eine sehr gute Informationspolitik. Unabhängig davon ist im Haus gegenüber gestern ein Rettungswagen und die Feuerwehr mit viel Tamtam aufgefahren. Ein junger Asiate mit Mundschutz kam heraus und sie haben Temperatur und Blutdruck gemessen. Mehr habe ich nicht sehen können. Nach einer Weile sind sie wieder abgefahren und haben ihn dagelassen.
Zum Abschluß noch ein interessantes Detail am Rande: die Bertelsmann-Stiftung forderte, über die Hälfte der Kliniken zu schließen.
Ich denke, in Deutschland hat man zu moderat reagiert und hätte schneller stärkere Maßnahmen ergreifen sollen. Meine Vermutung ist, daß die Regierung(en) eine schrittweise Taktik gewählt hat/haben, um keine Panik zu verursachen. Ich würde mir ja eine Europäische Strategie wünschen. Aber da sitzt gerade einer unserer besten Leute.
siehe auch: 20.2.2020, 3.3.2020, 4.3.2020, 8.3.2020, 12.3.2020
Nachtrag: Lange hatte ich das Gefühl, daß es eine Art Übung ist. Gleichzeitig denke ich, viele Leute haben eine gewisse Faszination für Pandemien.
Nachtrag (15.4.2020): Die legendäre Leopoldina wollte auch Krankenhäuser schließen (fefe).
Mich erinnert die Situation an eine Kombination aus Weihnachten, Y2k und SoFi. Weihnachten, weil alle einkaufen und es sonst eher ruhig wird. Y2k, weil eine Katastrophe droht, man aber nicht weiß welchen Ausmaßes. SoFi, weil die Situation an eine Massenhysterie erinnert.
Ich will zunächst ein paar positive Dinge nennen.
- In den sozialen Medien lese ich viel vernünftige Sachen unter den Tags #FlattenTheCurve #SocialDistancing #StayAtHome #Nachbarschaftshilfe. Die Idee ist, daß man seine physischen, sozialen Kontakte drosseln soll, um dadurch die Ansteckungen zu minimieren. Es geht darum, die Welle der Erkrankungen flach zu halten, damit das Gesundheitssystem damit fertig wird. Man soll also zuhause bleiben. Neuerdings wird das aber relativiert - man soll sich in seiner Nachbarschaft gegenseitig helfen, aber nur einem kleinen Kreis und nicht jeder jedem.
- Für meine Klimawandelkollegen ist das eine Art Reality Check. Offensichtlich gibt es noch andere Gefahren für die Menschheit als den Klimawandel. In letzter Zeit haben Greta&Co so viel Aufmerksamkeit a la Fridays for Future erhalten, daß man jetzt die letzten Zuckungen beobachten kann. Sie versuchen zu argumentieren, daß man beim Klimawandel ähnlich resolut vorgehen soll, wie bei dieser Krise. Versteht mich nicht falsch - den Klimawandel gibt es und er wird schwere Folgen haben. Aber es gibt eben noch andere Risiken (es ist nicht alles Klimawandel) und jetzt beobachten wir, wie praktisch von einem Tag auf den anderen der gesamte Globus von einer Krise getroffen wird, mit allem Drum und Dran (Tote und Rezession, respectively).
- Mein Laden hat sich immer gegen Homeoffice gewehrt, jetzt ist es verpflichtend.
- Wir sollten die Zeit nutzen, um endlich mal etwas zu schaffen. Aus einer Not, eine Tugend machen. Die Ruhe produktiv nutzen.
- Fußball-Spiele werden abgesagt. Es wird diskutiert die bevorstehende EM zu verschieben.
Dann will ich noch etwas zu unserer Situation sagen. Wir sind seit fast einem halben Jahr in den USA. Wir haben seit Wochen befürchtet, daß das Virus in Europa bzw. Deutschland grassieren würde und die USA Einreisen unterbinden würden. Das ist jetzt tatsächlich eingetreten (was eine offensichtliche politische Note hat). Da wir hier Einkommen und Wohnung haben, und bei einer Ausreise wahrscheinlich nicht so bald zurückkehren können, planen wir hier zu bleiben. Allerdings beginnen Länder in Europa damit, ihre Grenzen gänzlich zu schließen bzw. ihre Landsleute zur Rückkehr aufzufordern. So daß wir nicht wissen, wie es weitergeht.
Mit unserem fast einjährigen Sohn haben wir dieses Wochenende das Leben in Isolation begonnen (vorher waren wir natürlich auch schon vorsichtig). Es stellt eine zusätzliche Herausforderung dar, weil er unterhalten werden will und man nicht den ganzen Tag zuhause bleiben kann. Auf dem Spielplatz läuft man Gefahr, anderen Leuten zu begegnen. Wir fragen uns auch, wer ihn aufnehmen kann, sollten wir beide schwer erkranken.
Unterdessen gibt es seit gestern an der Uni den ersten bestätigten Fall. Es handelt sich um eine(n) Graduate Student, der/die aber nicht auf dem Campus lebt. Jedenfalls betreibt die Uni eine sehr gute Informationspolitik. Unabhängig davon ist im Haus gegenüber gestern ein Rettungswagen und die Feuerwehr mit viel Tamtam aufgefahren. Ein junger Asiate mit Mundschutz kam heraus und sie haben Temperatur und Blutdruck gemessen. Mehr habe ich nicht sehen können. Nach einer Weile sind sie wieder abgefahren und haben ihn dagelassen.
Zum Abschluß noch ein interessantes Detail am Rande: die Bertelsmann-Stiftung forderte, über die Hälfte der Kliniken zu schließen.
Ich denke, in Deutschland hat man zu moderat reagiert und hätte schneller stärkere Maßnahmen ergreifen sollen. Meine Vermutung ist, daß die Regierung(en) eine schrittweise Taktik gewählt hat/haben, um keine Panik zu verursachen. Ich würde mir ja eine Europäische Strategie wünschen. Aber da sitzt gerade einer unserer besten Leute.
siehe auch: 20.2.2020, 3.3.2020, 4.3.2020, 8.3.2020, 12.3.2020
Nachtrag: Lange hatte ich das Gefühl, daß es eine Art Übung ist. Gleichzeitig denke ich, viele Leute haben eine gewisse Faszination für Pandemien.
Nachtrag (15.4.2020): Die legendäre Leopoldina wollte auch Krankenhäuser schließen (fefe).
... link
... older stories