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Sonntag, 11. Dezember 2022
Pums
diegolego, 22:14h
Bis auf das Nachwort habe ich vor ein paar Tagen endlich wieder ein Buch durchgelesen. Es handelt sich um Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin (Fischer, 8.Auflage, 2020).
Es handelt von Franz Biberkopf, der frisch aus dem Gefängnis entlassen gelobt, ehrlich zu bleiben. Das allein deutet auf das Gegenteil hin und tritt ziemlich genau in der Mitte des Buches ein. Es passieren aber noch viele andere Dinge, die aber nicht ausführen will, um nicht zu viel zu verraten.
Laut Klappentext handelt es sich, zusammen mit "Ulysses" von James Joyce und "Manhattan Transfer" von John Dos Passos, um einen der "bedeutendsten Großstadtromane". Tatsächlich bekommt man viel mit von dem Flair Berlins der 20er Jahre mit.
Der Einstieg fiel mir schwer, weil sich die ersten zwei Kapitel hinzogen und ich ihnen nur schwer folgen konnte. Dann nimmt die Geschichte aber Fahrt auf und ist durchaus spannend. Ich finde es ja immer wichtig, wenn man nicht ahnt oder erraten kann was als nächstes passiert. Wenn sie dann auch noch plausibel ist, dann sagt mir die Story zu.
Leider dreht sich die Geschichte hauptsächlich um Männer. Frauen kommen zwar vor, spielen teilweise wichtige Rollen, aber diese sind wenig entwickelt und eher Opferrollen. Gleichzeitig gibt es homoerotische Situationen, die der Autor geschickt inszeniert (fortschrittlich für die damalige Zeit).
Stilistisch finde ich den Berliner Dialekt interessant. Entweder man liebt oder man haßt ihn. Er wird immer wieder zelebriert, vor allem bei den Dialogen. Interessant finde ich auch, wie Gesprochenes und Gedachtes verwoben ist. In einem Dialog kann man also mitunter erfahren, was die Gesprächspartner denken, neben dem was sie sagen.
Der Lesefluß wird immer wieder durch zusammenhangslose Passagen unterbrochen. Man tendiert dann dazu, diese möglichst schnell zu überlesen, um zur Handlung zurückzukommen. Dabei sind diese Passagen gar nicht zusammenhangslos, er erschließt sich nur eben nichts so leicht (das Nachwort gibt wertvolle Hinweise).
Zusammenfassend kann ich das Buch empfehlen.
Im Folgenden ein paar Zitate und Kommentare:
- "Er schob ab. Vor Minnas Haus strolchte er herum. Mariechen saß auf einem Stein, einem Bein, ganz allein. Was geht mich die an. Er roch an dem Haus herum. Was geht mich die an. Soll die mit ihrem Ollen glücklich werden. Sauerkraut und Rüben, die haben mich vertrieben, hätte meine Mutter Fleisch gekocht, wär ich bei ihr geblieben. Hier stinken die Katzen auch nicht anders wie woanders. Häseken, verschwinde wie die Wurst im Spinde. Werde ich hier bregenklütrig rumstehen und mir das Haus angucken. Und die ganze Kompanie macht kikeriki." (S.148f)
- "Wenn Du Minna unter die Augen trittst, dann mach dir parat, dann nimmt sie ein Besen und haut dir in Klumpatsch" (S.178)
- Auf Seite S.194 wird ausgeführt, was man heute eine Verschwörungstheorie nennen würde.
- "Heiße Herzen geben niemals Ruh, suchen frischen Antrieb immerzu. Schwör mir keine Treue, weil ich mich zerstreue - gerade so wie Du". (S.207)
- Auf den S.295ff geht es um Anarchisten.
- "Sie lächelt, versteht nicht, streichelt seine Hände, ..." (S.305). Hierbei handelt es sich meiner Ansicht nach um einen Fehler - im Film würde man es Script/Continuity-Fehler nennen.
- Ole wird interessieren, daß Hiob mehrfach diskutiert wird (S.158+424).
- Gießen findet auf S.437 Erwähnung. Warum, müßt Ihr selbst herausfinden.
- Auf S.496 wird das Untier erwähnt. Ich dachte das Wort wäre eine Schöpfung Horstmanns.
- "die drei großen Kränkungen der Moderne, die sich mit den Namen Kopernikus, Darwin und eben auch Freud verbinden" (Nachwort, S.532)
Hashtag: Literaturquadrat.
Es handelt von Franz Biberkopf, der frisch aus dem Gefängnis entlassen gelobt, ehrlich zu bleiben. Das allein deutet auf das Gegenteil hin und tritt ziemlich genau in der Mitte des Buches ein. Es passieren aber noch viele andere Dinge, die aber nicht ausführen will, um nicht zu viel zu verraten.
Laut Klappentext handelt es sich, zusammen mit "Ulysses" von James Joyce und "Manhattan Transfer" von John Dos Passos, um einen der "bedeutendsten Großstadtromane". Tatsächlich bekommt man viel mit von dem Flair Berlins der 20er Jahre mit.
Der Einstieg fiel mir schwer, weil sich die ersten zwei Kapitel hinzogen und ich ihnen nur schwer folgen konnte. Dann nimmt die Geschichte aber Fahrt auf und ist durchaus spannend. Ich finde es ja immer wichtig, wenn man nicht ahnt oder erraten kann was als nächstes passiert. Wenn sie dann auch noch plausibel ist, dann sagt mir die Story zu.
Leider dreht sich die Geschichte hauptsächlich um Männer. Frauen kommen zwar vor, spielen teilweise wichtige Rollen, aber diese sind wenig entwickelt und eher Opferrollen. Gleichzeitig gibt es homoerotische Situationen, die der Autor geschickt inszeniert (fortschrittlich für die damalige Zeit).
Stilistisch finde ich den Berliner Dialekt interessant. Entweder man liebt oder man haßt ihn. Er wird immer wieder zelebriert, vor allem bei den Dialogen. Interessant finde ich auch, wie Gesprochenes und Gedachtes verwoben ist. In einem Dialog kann man also mitunter erfahren, was die Gesprächspartner denken, neben dem was sie sagen.
Der Lesefluß wird immer wieder durch zusammenhangslose Passagen unterbrochen. Man tendiert dann dazu, diese möglichst schnell zu überlesen, um zur Handlung zurückzukommen. Dabei sind diese Passagen gar nicht zusammenhangslos, er erschließt sich nur eben nichts so leicht (das Nachwort gibt wertvolle Hinweise).
Zusammenfassend kann ich das Buch empfehlen.
Im Folgenden ein paar Zitate und Kommentare:
- "Er schob ab. Vor Minnas Haus strolchte er herum. Mariechen saß auf einem Stein, einem Bein, ganz allein. Was geht mich die an. Er roch an dem Haus herum. Was geht mich die an. Soll die mit ihrem Ollen glücklich werden. Sauerkraut und Rüben, die haben mich vertrieben, hätte meine Mutter Fleisch gekocht, wär ich bei ihr geblieben. Hier stinken die Katzen auch nicht anders wie woanders. Häseken, verschwinde wie die Wurst im Spinde. Werde ich hier bregenklütrig rumstehen und mir das Haus angucken. Und die ganze Kompanie macht kikeriki." (S.148f)
- "Wenn Du Minna unter die Augen trittst, dann mach dir parat, dann nimmt sie ein Besen und haut dir in Klumpatsch" (S.178)
- Auf Seite S.194 wird ausgeführt, was man heute eine Verschwörungstheorie nennen würde.
- "Heiße Herzen geben niemals Ruh, suchen frischen Antrieb immerzu. Schwör mir keine Treue, weil ich mich zerstreue - gerade so wie Du". (S.207)
- Auf den S.295ff geht es um Anarchisten.
- "Sie lächelt, versteht nicht, streichelt seine Hände, ..." (S.305). Hierbei handelt es sich meiner Ansicht nach um einen Fehler - im Film würde man es Script/Continuity-Fehler nennen.
- Ole wird interessieren, daß Hiob mehrfach diskutiert wird (S.158+424).
- Gießen findet auf S.437 Erwähnung. Warum, müßt Ihr selbst herausfinden.
- Auf S.496 wird das Untier erwähnt. Ich dachte das Wort wäre eine Schöpfung Horstmanns.
- "die drei großen Kränkungen der Moderne, die sich mit den Namen Kopernikus, Darwin und eben auch Freud verbinden" (Nachwort, S.532)
Hashtag: Literaturquadrat.
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