Mittwoch, 3. April 2019
dark Nazi geographies
Ende 2017 hatte die Bahn dazu aufgerufen, Persönlichkeiten als Namen für die neuen Züge vorzuschlagen (28.10.2017, 31.10.2017).

Ich hatte damals Walter Christaller genannt, weil ich mir dachte, daß seine Theorie der zentralen Orte sinnbildlich gut zu dem paßt, was Züge machen, nämlich Städte verbinden. Kurz nach dem letzten Klick ist mir aufgefallen, daß ich doch mal gucken sollte, ob er Parteimitglied war - eine Befürchtung, die leider bestätigt wurde.

Jetzt bin ich auf einen Artikel gestoßen, der sich näher mit seiner Rolle im dritten Reich auseinandersetzt: Nazi Spatial Theory: The Dark Geographies of Carl Schmitt and Walter Christaller.

Christallers akademische Karriere wird als mittelmäßig, langsam und oft erfolglos dargestellt. Er war in fünf unterschiedlichen Universitäten eingeschrieben und machte sein Diplom schießlich in Volkswirtschaftlehre. Als er dort nicht promovieren durfte, wechselte er in die Geographie.

Ich habe den Artikel noch nicht durchgelesen, aber so wie ich es verstehe, argumentieren die Autoren in Bezug auf den "Lebensraum im Osten", daß Walter Christaller seine räumliche Vorstellung von formaler Geometrie und ortsbezogener ländlicher Romantik in die Planung des "Leerraums" im Osten eingebracht habe. Seine Theorie der zentralen Orte habe die Raumplanung der territorialen Eroberungen der deutschen Heimat nachempfunden. Er wurde mit Polen betraut und die Autoren argumentieren, daß seine Geographie gut zur Nazi Agenda gepaßt habe.

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