Mittwoch, 17. Mai 2017
Ei und Henne
Vor ein paar Jahren veröffentlichte ich einen Artikel, den ich nach Erscheinen voller Stolz meinem Doktorvater geschickt habe, weil er bereits Paper zu einem verwandten Thema geschrieben hatte. Irgendwie wollte ich es ihm beweisen; zeigen daß ich auch ohne ihn solche Arbeit veröffentlichen kann. Mit dem Zusatz, es könnte ihn interessieren, schickte ich es ihm also. Er fragte mich dann, warum wir ihn nicht zitiert hätten. Das war natürlich ein berechtigter Einwand und es wäre nicht nur eine nette Geste gewesen. Ich mußte mich dann entschuldigen und glaube er hat es mir nicht weiter übel genommen, schließlich war er auch eher am Ende seiner akademischen Karriere.

Inzwischen befinde ich mich auf der anderen Seite und betreue selbst Doktoranden. Ähnlich wie oben beschrieben, beobachte ich wie die inzwischen Postdocs sich von ihren Betreuern emanzipieren. Das geht nicht immer harmonisch aus. Manche Kandidaten lassen sich nichts mehr sagen, sind besserwisserisch, eingebildet und überheblich. Das finde ich schade, aber vielleicht erfordert das System einfach so eine Art von Selbstbewußtsein. Unterdessen bin ich auch immer wieder überrascht, wie sehr sich Menschen selbst im Erwachsenenalter noch ändern können. Aber wahrscheinlich geht es mir selbst nicht anders.