Sonntag, 6. August 2023
Hanna
diegolego, 12:41h
Nachdem ich mein Urlaubsbuch schon durch habe, konnte ich glücklicherweise auf ein paar deutsche Bücher zurückgreifen, die sich in dem Haus das wir bewohnen finden ließen. Demian von Hermann Hesse und Der Vorleser von Bernhard Schlink (Diogenes, 1997) gelangten in die engere Auswahl. Ich entschied mich für letzteres, weil der Steppenwolf mich mal kann. In Anbetracht der nahenden Abreise mußte ich es schnell lesen und habe die 200 Seiten in ein paar Tagen geschafft (bereits vorgestern).
Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Der erste handelt davon wie sich der fünfzehnjährige Ich-Erzähler von einer deutlich älteren Frau verführen läßt. Zu deren Affäre gehört, dass er ihr Bücher vorliest, weil sie selbst nicht lesen kann. Im zweiten Teil sieht er sie viele Jahre später bei einem Nazi-Prozess wieder. Der dritte Teil beschreibt die Zeit nach ihrer Verurteilung.
Vor der Lektüre wurde ich gewarnt, dass sie revisionistisch sei. Ich teile die Bedenken, finde aber auch, dass das Melodrama um eine unmögliche Liebe im Vordergrund steht. Schuld und Scham dürften die häufigsten Ausdrücke im Text sein.
Ich finde, es ist ein gut geschriebenes Buch, das ein paar Überraschungen auf Lager hat. Obwohl es leicht zugänglich ist, regt es zum Nachdenken an. Folglich kann ich den Roman empfehlen. Wenn ich zwischen ihm und der Vermessung der Welt wählen müßte, dann würde ich mich für den Vorleser entscheiden.
Nachtrag (11.8.2023): Ole weist auf ein Zitat hin: "Es geht um eine Frau, die verantwortlich ist für den Tod von 300 Juden – und ihre größte Scham ist es, Analphabetin zu sein."
Hashtag: Literaturquadrat.
Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Der erste handelt davon wie sich der fünfzehnjährige Ich-Erzähler von einer deutlich älteren Frau verführen läßt. Zu deren Affäre gehört, dass er ihr Bücher vorliest, weil sie selbst nicht lesen kann. Im zweiten Teil sieht er sie viele Jahre später bei einem Nazi-Prozess wieder. Der dritte Teil beschreibt die Zeit nach ihrer Verurteilung.
Vor der Lektüre wurde ich gewarnt, dass sie revisionistisch sei. Ich teile die Bedenken, finde aber auch, dass das Melodrama um eine unmögliche Liebe im Vordergrund steht. Schuld und Scham dürften die häufigsten Ausdrücke im Text sein.
Ich finde, es ist ein gut geschriebenes Buch, das ein paar Überraschungen auf Lager hat. Obwohl es leicht zugänglich ist, regt es zum Nachdenken an. Folglich kann ich den Roman empfehlen. Wenn ich zwischen ihm und der Vermessung der Welt wählen müßte, dann würde ich mich für den Vorleser entscheiden.
Nachtrag (11.8.2023): Ole weist auf ein Zitat hin: "Es geht um eine Frau, die verantwortlich ist für den Tod von 300 Juden – und ihre größte Scham ist es, Analphabetin zu sein."
Hashtag: Literaturquadrat.