Dienstag, 1. August 2023
Kehlmann
Die Vermessung der Welt heißt der Roman dessen Lektüre ich gestern abgeschlossen habe. Er ist von Daniel Kehlmann und hat 300 Seiten (Rowohlt, 2008).

Der Autor beschreibt die Leistungen und Leben von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Dies passiert erzählerisch, das heißt recherchierte Fakten werden mit Phantasie ausgeschmückt und in die Form einer unterhaltsamen Geschichte gebracht.
Die ersten Kapitel wechseln sich zwischen Humboldt und Gauß ab, wobei die Humboldt-Teile länger sind (wahrscheinlich weil es zu ihm mehr Material gibt). Gegen Ende begegnen die beiden sich dann. Das letzte Kapitel handelt dann von Eugen, einer von Gauß' Söhnen.

Das Buch ist zugänglich und fesselnd geschrieben. Vor allem die Schilderungen von Humboldts Reise nach Südamerika haben mir gefallen und sie dürften sich für eine Verfilmung eignen. Kehlmann bringt auch einen gewissen Humor ein, der den Roman unterhaltsam macht. Das Buch hat mich ein bißchen an The View from Castle Rock erinnert, wo ja auch Personen der Vergangenheit erzählerisch präsentiert werden. Die beiden Hauptfiguren erhaltet einen Charakter.

Obwohl fundamental für den Roman, stellt es auch meinen Hauptkritikpunkt dar. Man weiß am Ende nicht, was Fakt und und was Fiktion ist. Als Wissenschaftler würde ich eine sachliche Auseinandersetzung vorziehen.

Bekanntermaßen gab es zwei Humboldts. In dem Buch kommen beide vor, aber nur der jüngere (Alexander) wird Humboldt genannt. Wenn die Rede von Wilhelm ist, dann spricht der Autor z.B. von dem "großen Bruder".

Der Autor erwähnt auch den Äther. Aufgrund der großen Anzahl der Sterne habe man sich gefragt, warum der Himmel nicht hell sei - und geschlußfolgert, es müsse einen lichtschluckenden Äther geben. Diesen Teil der Wissenschaftsgeschichte habe ich so nicht gelernt und konnte ihn auch auf die schnelle nicht im Internet finden.

Resümee: Eine unterhaltsames Buch, das aber für Wissenschaftler nur bedingt geeignet ist (es sei denn, man liest alles parallel nach).


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