Sonntag, 28. November 2021
Zitronen
Das erste richtige Konzert, das ich besuchte war eines der Goldenen Zitronen in Karlsruhe Durlach. Mein Bruder war Fan und der Vater seiner damaligen Freundin hat sich bereit erklärt, die beiden sowie mich und Christian, meinen Freund aus der Grundschule, zu fahren.

Wir kamen früh an, und vertrieben uns die Zeit im Ort mit Eis essen. Es muß sich um eine Übergangsjahreszeit gehandelt haben, denn ich erinnere mich, daß mir kalt war. Wir trugen Jeansjacken - damals hatten wir nichts besseres - was sicherlich nicht half, aber einen ulkigen Eindruck machte (Stichwort: Double-Denim). Ich muß 14 oder so gewesen sein.

Im Vorprogramm gab es verschiedene Gruppen von denen ich mich nur noch an Bernd Begemann erinnern kann. Jahre später kaufte ich in Hamburg eine Single, die mir so gut gefiel, daß ich noch ein paar Jahre später die zugehörige CD erwarb. Im Laufe der Zeit besuchte ich auch immer wieder sein Konzerte, wobei er sichtlich zunahm.
Jedenfalls war sein damaliger Auftritt ziemlich lustig. Beim Song "Judith mach Deinen Abschluß" versuchte er die Punks dazu zu bringen, mitzusingen, und zwar "sicher ist sicher". Das sollten die linke Seite der Halle, die Mitte und die rechte Seite nach seinen Anweisungen wiederholen - was komplett in die Hose ging, aber unterhaltsam war. So läuft das eigentlich immer bei seinen Auftritten, nur daß er seit Jahren nicht mehr vor Punks spielt.

Die Zitronen selbst sind eine Bemerkenswerte Band, die heute wohl nur noch von wenigen Punks gehört werden. Aus dem Dunstkreis mit Rocko Schamoni und anderen, hatten sie teilweise einen Country-Touch. Bekannte Songs sind "Am Tag als Thomas Anders starb", "Porsche, Genscher, Halle HSV", "Für immer Punk", "Marihuana", und später "80 Millionen Hooligans". Jüngere Alben sind dann auch sehr experimentell geworden, die ich nicht mehr kenne (ich besaß sowieso nie etwas von ihnen).
An den besagten Auftritt kann ich mich kaum erinnern. Ich weiß nur noch, daß ich beim Pogen umging und mir ein Punk auf das Gesicht trat. Als Folge dessen tat mir der Wangenknochen weh und ich hatte Angst, meine Eltern würden meckern. Es war dann aber alles gut und als Lehre fürs Leben merkte ich mir, beim Pogo alles dafür zu tun, um auf den Füßen zu bleiben.