Donnerstag, 18. November 2021
Böhmi
Als ich anfing zu studieren, ging ich manchmal mit Böhmi Montags in den Ulenspiegel. Das war der einzige Tag an dem halbwegs vernünftige Musik lief. Da wurde dann sogar mal ein bißchen geschubst. Wenn man zur falschen Zeit kam, dann gab es eine Schlange. Im Gegensatz zum Berghain lohnte sich aber das Warten, weil man irgendwann reingelassen wurde.

Böhmi war auch Physiker und ich weiß nicht mehr, ob ich ihn über die Fachschaft kannte. Er war aber mindestens ein Semester über mir. Schlaksiger Typ mit dem ich eigentlich nicht viel teilte, außer eben ab und zu den Montag Abend. Ich habe ihn dann auch recht bald aus den Augen verloren. Eine flüchtige Internetrecherche führte mich eben nach Jülich.

Eines Tages wollte er sich ein Nasenloch stechen lassen. Das war die Zeit in der Piercing gerade richtig populär wurden. Er hatte einen Laden gefunden, wo das günstig mit einem kleinen Kästchen gemacht wurde, wie es auch für die Ohrläppchen Verwendung findet. Aus einem mir nicht nachvollziehbaren Grund wollte er, daß ich mitkomme, was ich dann auch tat. Die Frau legte an, Klack, er wurde ein bißchen blaß und das wars. Wir gingen dann nach Hause, er erzählt mir aber, daß er noch mal nachlegen mußte, weil irgendwas nicht richtig war. Was das genau war, habe ich nicht verstanden, aber es klang schmerzhaft.