Sonntag, 15. Juni 2025
Simulacron-3
Inzwischen bin ich mit einem weiteren Buch durch. Und zwar:

Simulacron-3
Daniel F. Galouye
CAEZIK Notables Edition
1964, 2023
978-1-64710-030-8
Engish
173 Seiten

Es war nicht so einfach, das Buch zu bekommen und ich zögerte etwas, weil es nicht ganz billig ist (während das Cover billig wirkt). Ich hatte auch schon mal begonnen, den Einstieg aber nicht richtig gefunden und das Buch wieder gelegt.

Die Science Fiction Geschichte spielt in einer Gesellschaft (2034, S.34), in der viele Umfragen durchgeführt werden (Marktforschung etc.) und in der man auch gezwungen ist, bei diesen Umfragen mitzumachen und die Fragen zu beantworten. Zumindest habe ich es so verstanden. Es it nicht so einfach, vor allem weil der Autor Begriffe erfindet, die für Nicht-Muttersprachler schwer zu kontextualisieren sind (zumindest war das mein Eindruck, aber vielleicht sind meine Englisch-Kenntnisse nicht gut genug).

Jedenfalls wird in dieser Welt eine Simulation entwickelt, die von der echten Welt quasi nicht zu unterscheiden ist (heute würde man Digital Twin sagen, S.27). Darin lebt eine große Anzahl künstlicher Bewohner, die dann genutzt werden können, um Probeme und Fragen anzugehen, die man sonst mittels Umfragen beantworten müßte (heute würde man Agent-Based Modeling sagen).

In diesem Setting passieren dann merkwürdige Dinge und ich will nicht mehr verraten. Jedenfalls gibt es in der Mitte des Buchs einen Bruch und bis dahin ist es ziemlich spannend und fesselnd (wenn auch nicht immer einfach zu lesen). Die zweite Hälfte bleibt spannend, aber anders, und es kommt zu noch einem Bruch. Interessant ist vielleicht noch, daß die Betreiber die simulierte Welt betreten können und dort in einem "videophone booth" erscheinen (S.61).

Mir hat die Lektüre gut gefallen, besser als viele andere SciFi-Geschichten, die ich kenne (sind ja nicht so viele). Frauen spielen auch hier leider nur Nebenrollen oder flache Charaktere, aber das wurde ja bereits von Ursula de Le Guin thematisiert.

Abschließend möchte ich noch eine historische Einordnung wagen. Alan Turing verstarb 1954. Integrierter Schaltkreise (integrated circuit, IC) etablierten sich Anfang der 1960er Jahre. Das Buch ist 1964 erschienen. Bei der Darstellung von Computern richtet sich der Autor stark nach dem, was man damals kannte. Bei dem was sie leisten, ist er aber ziemlich visionär.

Es gibt übrigens eine Art Verfilmung von Fassbinder, nämlich Welt am Draht.

Nachtrag: UK title "Counterfeit World"


Hashtag: Literaturquadrat.

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