Montag, 28. Juli 2025
Sein letzter Seufzer
diegolego, 15:56h
Urlaubszeit Lesezeit:
Luis Buñuel
Mein letzter Seufzer - Erinnerungen
Aus dem Französischen von Frieda Grafe und Enno Patalas
Verlag Volk und Welt Berlin
1. Auflage 1984
Originalausgabe 1982
367 Seiten
Das Buch hat jemand auf der Straße gefunden, und da ich mich nicht entscheiden konnte, welches Buch ich lesen soll, entschied ich mich einfach für dieses. Obwohl es über 50 Jahre alt ist, befindet es sich in hervorragendem Zustand (vermutlich ungelesen), wenn man von den vergilbten Seite absieht.
Es handelt sich um die Autobiografie von Luis Buñuel, aber in
einer vorgestellten Note erwähnt er, daß ihm Jean-Claude Carrière geholfen hat, sie zu verfassen.
Das Buch ist nur grob chronologsich, beginnt mit Kindheit etc und endet mit seinem Alltag im Alter, aber zwischendrin enthält es Ausführungen zB über Irdische Vergnügen (Bars, Alkohol, Tabak) oder Träume, und alle möglichen andere Gedanken. Gegen Ende gibt es eine Passage in der er Dinge aufzählt, die er mag oder nicht mag, und kurz erklärt warum. Über seine Filme schreibt er über das gesamte Buch verstreut, aber es gibt auch ein Kapitel in dem er nach einander Gedanken oder Hintergrundinformationen ein verschiedener seiner Filme darlegt.
Im Paris der 20er Jahre stieß Bunuel zu der Surrealistengruppe um André Breton. Ich wußte nie viel über Surrealismus und konnte somit viel lernen. Ich hatte ihn immer als Kunstricht verstanden, die Künstler selbst verstanden sich aber als gesellschaftliche Bewegung. Deren Mittel war der Skandal, dh sie haben sich immer wieder Kunst oder Aktionen einfallen, die einen Skandal provozierten. Dabei hatte die Gruppe strenge Prinzipien und zB wurde Dali ausgeschlossen.
Weniger gefallen hat mir das Kapitel über den Spanischen Bürgerkrieg. Bei manchen Passagen wurde mir klar, warum das Buch in einem DDR-Verlag erschienen ist. Bunuel zählt sich selbst zu den Republikanern, aber als einzige Vernünftige werden den Kommunisten dargestellt. Andere Gruppierungen, wie Anarchisten, werden in eine ähnliche Kategorie wie die Franco-Anhänger gesteckt. Insgesamt sehr undurchsichtig, aber wahrscheinlich war es damals auch nicht klarer. Jedenfalls floh Bunuel danach nach Mexico, wo sich spanische Flüchtlinge getummelt haben müssen.
Ganz interessant ist vielleicht noch, daß er sich als Atheist versteht, was zur damaligen Zeit durchaus Probleme mit sich brachte. Andererseits behandelte er in mehreren Film christliche Themen.
Man gewinnt das Bild eines sympathischen, etwas exzentrischen Menschen. Einzig sein Frauenbild gefiel mir nicht. Zwar widmet er das Buch seiner Ehefrau, erwähnt sie aber in dem Buch nur sehr selten. Er spricht auch von "seinem Sohn" anstatt "unserem Sohn". Eine Fantasie, er nennt es selbst Perversion, kommt wiederholt vor, nämlich die Vorstellung, eine Frau mittels Narkotikum gefügig zu machen. Diese Vorstellung ha er auch in einem Film untergebracht. Aus heutiger Sicht, vor dem Hintergrund von K.O.-Tropfen etc sind diese Gedanken zumindest zweifelhaft.
Mir hat das Buch gefallen, vor allem, weil 1900 geboren, er spannende und schwierige Zeiten erlebt und durchgemacht hat, und weil ich über den Surrealismus nicht viel wußte. Außer dem Andalusischen Hund, von dem ich mal gelesen habe, kenne ich keinen seiner Filme, die Passagen lesen sich aber trotzdem gut - und jetzt bin ich neugierig. Neben seinen Filmen habe ich jetzt Lust auf einen Trockenen Martini.
Hashtag: Literaturquadrat.
Luis Buñuel
Mein letzter Seufzer - Erinnerungen
Aus dem Französischen von Frieda Grafe und Enno Patalas
Verlag Volk und Welt Berlin
1. Auflage 1984
Originalausgabe 1982
367 Seiten
Das Buch hat jemand auf der Straße gefunden, und da ich mich nicht entscheiden konnte, welches Buch ich lesen soll, entschied ich mich einfach für dieses. Obwohl es über 50 Jahre alt ist, befindet es sich in hervorragendem Zustand (vermutlich ungelesen), wenn man von den vergilbten Seite absieht.
Es handelt sich um die Autobiografie von Luis Buñuel, aber in
einer vorgestellten Note erwähnt er, daß ihm Jean-Claude Carrière geholfen hat, sie zu verfassen.
Das Buch ist nur grob chronologsich, beginnt mit Kindheit etc und endet mit seinem Alltag im Alter, aber zwischendrin enthält es Ausführungen zB über Irdische Vergnügen (Bars, Alkohol, Tabak) oder Träume, und alle möglichen andere Gedanken. Gegen Ende gibt es eine Passage in der er Dinge aufzählt, die er mag oder nicht mag, und kurz erklärt warum. Über seine Filme schreibt er über das gesamte Buch verstreut, aber es gibt auch ein Kapitel in dem er nach einander Gedanken oder Hintergrundinformationen ein verschiedener seiner Filme darlegt.
Im Paris der 20er Jahre stieß Bunuel zu der Surrealistengruppe um André Breton. Ich wußte nie viel über Surrealismus und konnte somit viel lernen. Ich hatte ihn immer als Kunstricht verstanden, die Künstler selbst verstanden sich aber als gesellschaftliche Bewegung. Deren Mittel war der Skandal, dh sie haben sich immer wieder Kunst oder Aktionen einfallen, die einen Skandal provozierten. Dabei hatte die Gruppe strenge Prinzipien und zB wurde Dali ausgeschlossen.
Weniger gefallen hat mir das Kapitel über den Spanischen Bürgerkrieg. Bei manchen Passagen wurde mir klar, warum das Buch in einem DDR-Verlag erschienen ist. Bunuel zählt sich selbst zu den Republikanern, aber als einzige Vernünftige werden den Kommunisten dargestellt. Andere Gruppierungen, wie Anarchisten, werden in eine ähnliche Kategorie wie die Franco-Anhänger gesteckt. Insgesamt sehr undurchsichtig, aber wahrscheinlich war es damals auch nicht klarer. Jedenfalls floh Bunuel danach nach Mexico, wo sich spanische Flüchtlinge getummelt haben müssen.
Ganz interessant ist vielleicht noch, daß er sich als Atheist versteht, was zur damaligen Zeit durchaus Probleme mit sich brachte. Andererseits behandelte er in mehreren Film christliche Themen.
Man gewinnt das Bild eines sympathischen, etwas exzentrischen Menschen. Einzig sein Frauenbild gefiel mir nicht. Zwar widmet er das Buch seiner Ehefrau, erwähnt sie aber in dem Buch nur sehr selten. Er spricht auch von "seinem Sohn" anstatt "unserem Sohn". Eine Fantasie, er nennt es selbst Perversion, kommt wiederholt vor, nämlich die Vorstellung, eine Frau mittels Narkotikum gefügig zu machen. Diese Vorstellung ha er auch in einem Film untergebracht. Aus heutiger Sicht, vor dem Hintergrund von K.O.-Tropfen etc sind diese Gedanken zumindest zweifelhaft.
Mir hat das Buch gefallen, vor allem, weil 1900 geboren, er spannende und schwierige Zeiten erlebt und durchgemacht hat, und weil ich über den Surrealismus nicht viel wußte. Außer dem Andalusischen Hund, von dem ich mal gelesen habe, kenne ich keinen seiner Filme, die Passagen lesen sich aber trotzdem gut - und jetzt bin ich neugierig. Neben seinen Filmen habe ich jetzt Lust auf einen Trockenen Martini.
Hashtag: Literaturquadrat.