Freitag, 23. Mai 2025
Machen Sie's so!
diegolego, 08:43h
Eines der Bücher, die ich bei der Leipziger Buchmesse käuflich erworben hatte, ist:
What would Picard do? Star Trek als Social Fiction
Torsten Bewernitz
Unrast-Verlag, Münster
1. Auflage, März 2025
144 Seiten
Ich wollte den Verlag unterstützen und entschied mich dann spontan für dieses Büchlein.
Darin beleuchtet der Autor Star Trek aus einer linken Perspektive. Bis auf die animierte Serie Prodigy bezieht er alle Serien und Filme ein, sogar The Orville. In 9 Kapiteln bespricht er Star Trek vor dem Hintergrund von Utopie/Dystopie, Sozialismus/Kommunismus, Arbeiter/Klassenverhältnisse, künstliche Intelligenz, Militarismus/Pazifismus, Antirassismus, Gender, Holocaust.
Das klingt verrückt, aber zu all diesen Themen gibt es etwas in Star Trek und der Autor macht das ganz gut. Dabei kombiniert er eigene Überlegungen mit Sekundärliteratur. Zwar schreibt er selbst, daß es kein wissenschaftlicher Text sein soll, die Quellenarbeit scheint trotzdem sehr gründlich zu sein.
Flankiert werden die eigentlichen Kapitel von drei Aufsätzen und zwar von Ursula de Le Guin, Yanis Varoufakis und Jens Kaster.
Ich finde das Buch überzeugend und für mich als halben Trekkie (zumindest bin ich mehr Trekkie als Star Wars Fan) sehr interessant. Vor allem läßt es sich gut lesen. Auch wenn ich hauptsächlich The Next Generation und Deep Space 9 kenne, zu The Original Series und Voyager habe ich nur randliche Kenntnisse. Ende der 90er war ich sogar mal bei einer Star Trek Convention, in Köln glaube ich. Wer die vielen anderen Serien besser kennt, der/die kann vielleicht noch mehr mit dem Buch anfangen.
Mit dem Titel hatte ich zunächst Picards Führungsstil assoziiert. Der Autor zieht aber beispielsweise Parallelen zwischen der ersten Picard Staffel und dem heutigen Erstarken von Autokraten. In dem Zusammenhang fragt er "What would Picard do?" mit Bezug auf aktuelle Zeiten (S.79). "Wie würde Captain Jean-Luc Picard handeln, angesichts eines Konflikts wie des Ukraine-Kriegs und angesichts eines Gegners wie Vladimir Putin ...?" (S.85). Der Autor erwähnt auch den Krieg zwischen Hamas und Israel.
Ein paar Zitate:
"The Next Generation spielt in einer de facto sozialistischen Welt." (S.66f)
"Star Trek, so muss man zusammenfassen, trägt seit Jahrzehnten sehr aktiv zu einer Entfremdung zwischen intellektuellem Mileu und Arbeiterklasse bei." (S.67)
"... und das >>Wohl der Wenigen<< bezieht sich bei ihnen [der Paypal-Mafia] auf die heutigen Generationen, das aufgewogen werden müsste mit dem Wohl aller potentiell nachfolgenden Generationen ..." (S.76)
"... nichtsdestotrotz strotzen die Raumschiffe aber vor Waffen und vor allem ist die Sternenflotte >>strikt hierarchisch organisiert und geführt<<" (S.81) wobei er Stoppe 2011 zitiert.
Zitiert Ursula de Le Guin (1987): "Fantasy klammert am Feudalismus, Science Fiction an militaristischen und imperialen Hierarchien. Beide belohnen ihre Hauptfiguren, ganz gleich ob männlich oder weiblich, meist nur für dezidiert männliches Heldentum" (S.110f, Sekundärzitat macht man eigentlich nicht).
Interessante Nebeninfo:
- Nichelle Nichols die Uhura-Darstellerin wollte aus der Serie aussteigen und hat sich dann von Martin Luther King überreden lassen.
- George Takei, der Sulu-Darsteller, schildert in einem Graphic Novel seine Erfahrungen als japanisches Kind in einem Camp der USA.
Hashtag: Literaturquadrat.
What would Picard do? Star Trek als Social Fiction
Torsten Bewernitz
Unrast-Verlag, Münster
1. Auflage, März 2025
144 Seiten
Ich wollte den Verlag unterstützen und entschied mich dann spontan für dieses Büchlein.
Darin beleuchtet der Autor Star Trek aus einer linken Perspektive. Bis auf die animierte Serie Prodigy bezieht er alle Serien und Filme ein, sogar The Orville. In 9 Kapiteln bespricht er Star Trek vor dem Hintergrund von Utopie/Dystopie, Sozialismus/Kommunismus, Arbeiter/Klassenverhältnisse, künstliche Intelligenz, Militarismus/Pazifismus, Antirassismus, Gender, Holocaust.
Das klingt verrückt, aber zu all diesen Themen gibt es etwas in Star Trek und der Autor macht das ganz gut. Dabei kombiniert er eigene Überlegungen mit Sekundärliteratur. Zwar schreibt er selbst, daß es kein wissenschaftlicher Text sein soll, die Quellenarbeit scheint trotzdem sehr gründlich zu sein.
Flankiert werden die eigentlichen Kapitel von drei Aufsätzen und zwar von Ursula de Le Guin, Yanis Varoufakis und Jens Kaster.
Ich finde das Buch überzeugend und für mich als halben Trekkie (zumindest bin ich mehr Trekkie als Star Wars Fan) sehr interessant. Vor allem läßt es sich gut lesen. Auch wenn ich hauptsächlich The Next Generation und Deep Space 9 kenne, zu The Original Series und Voyager habe ich nur randliche Kenntnisse. Ende der 90er war ich sogar mal bei einer Star Trek Convention, in Köln glaube ich. Wer die vielen anderen Serien besser kennt, der/die kann vielleicht noch mehr mit dem Buch anfangen.
Mit dem Titel hatte ich zunächst Picards Führungsstil assoziiert. Der Autor zieht aber beispielsweise Parallelen zwischen der ersten Picard Staffel und dem heutigen Erstarken von Autokraten. In dem Zusammenhang fragt er "What would Picard do?" mit Bezug auf aktuelle Zeiten (S.79). "Wie würde Captain Jean-Luc Picard handeln, angesichts eines Konflikts wie des Ukraine-Kriegs und angesichts eines Gegners wie Vladimir Putin ...?" (S.85). Der Autor erwähnt auch den Krieg zwischen Hamas und Israel.
Ein paar Zitate:
"The Next Generation spielt in einer de facto sozialistischen Welt." (S.66f)
"Star Trek, so muss man zusammenfassen, trägt seit Jahrzehnten sehr aktiv zu einer Entfremdung zwischen intellektuellem Mileu und Arbeiterklasse bei." (S.67)
"... und das >>Wohl der Wenigen<< bezieht sich bei ihnen [der Paypal-Mafia] auf die heutigen Generationen, das aufgewogen werden müsste mit dem Wohl aller potentiell nachfolgenden Generationen ..." (S.76)
"... nichtsdestotrotz strotzen die Raumschiffe aber vor Waffen und vor allem ist die Sternenflotte >>strikt hierarchisch organisiert und geführt<<" (S.81) wobei er Stoppe 2011 zitiert.
Zitiert Ursula de Le Guin (1987): "Fantasy klammert am Feudalismus, Science Fiction an militaristischen und imperialen Hierarchien. Beide belohnen ihre Hauptfiguren, ganz gleich ob männlich oder weiblich, meist nur für dezidiert männliches Heldentum" (S.110f, Sekundärzitat macht man eigentlich nicht).
Interessante Nebeninfo:
- Nichelle Nichols die Uhura-Darstellerin wollte aus der Serie aussteigen und hat sich dann von Martin Luther King überreden lassen.
- George Takei, der Sulu-Darsteller, schildert in einem Graphic Novel seine Erfahrungen als japanisches Kind in einem Camp der USA.
Hashtag: Literaturquadrat.