Mittwoch, 14. August 2024
317
In den ersten Tagen habe ich bereits meine Urlaubslektüre durchgelesen.

Platte 317
von Rayna Breuer
Roman, 212 Seiten
danube books, 2021

Sie handelt von Bulgarien während bzw. nach der Wende. In vielen mehr oder wenig langen Kapiteln werden wie bei einem Staffellauf verschiedene Charaktere vorgestellt und Aspekte abgehandelt. Dabei stellen der Wechsel vom Sozialismus zur Demokratie und von der Planwirtschaft zum Kapitalismus eine wiederkehrendes Thema dar. Wie es den Menschen ergeht und wie sie damit umgehen. Eine Episode handelt davon, wie eine Lehrerin nach der Wende den Schuldirektor vom Kollegium wählen ließ. Dabei wurde der alte wiedergewählt, der besagte Lehrerin aber zur Stellvertreterin ernannte. Gemeinsam engagieren sie sich für einen demokratischen Umbau. In einer anderen Episode geht es um den Prozess gegen Todor Schiwkow, den langjährigen Staatschef. Die Erzählperspektive geht dabei immer mit anderen Charakteren mit. Auf diese Weise erzählt die Autorin verschiedene soziale, politische und kulturelle Aspekte, die ich entweder aus anderen Büchern (zB Engelszungen) oder aus Erzählungen kannte.

Etwas neu war für mich die Episode über die Repressalien vor der Wende. Ein Künstler malt Bilder, die nicht regimetreu sind, wird verraten und in einem Lager festgehalten (was mich wiederum an die Speziallager erinnert). Gehört hatte ich schon davon, aber es war nie ein großes Thema. Am Ende des Buches listet die Autorin die Namen verschiedener Künstler auf, die verfolgt wurden. Deshalb glaube ich, daß das die eigentliche Motivation zu dem Buch war, da die Episode um den Künstler am stärksten ist und auch erst fast am Ende kommt.

Insgesamt eine interessante Lektüre, die auch unterhaltsam ist. Das Buch reiht sich ein in das Genre bulgarischer Wendebücher. Es ist gut zu lesen. Als Zielgruppe dürfte eher der deutsche Markt gemeint sein. ich kannte einfach zu vieles schon. Ich würde mir ein Geschichte wünschen, die andere Handlung hat und lediglich in dem Wende-Setting verortet ist. Positiv anzurechnen ist, daß zwar ein Mädchen vorkommt, Vjara, die der Erzählerin entsprechen könnte. Die autobiographische Komponente ist aber sehr vage, wenn überhaupt.


Hashtag: Literaturquadrat.

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